Warum haben Sie sich für das Studium an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der HU entschieden?

Nach einem High School Jahr in den USA wusste ich, dass ich VWL studieren wollte. Die VWL kombiniert für mich Mathematik, Geschichte, Philosophie und Psychologie – alles Fächer, die ich in der Schule am liebsten mochte.

Im Winter vor meinem Abitur bot die WiWi Fakultät der HU das Econ Boot Camp an, eine Art Wochenendseminar für interessierte Abiturienten. Ich war begeistert von dem Programm und der Fakultät.  Die HU war für mich die beste Kombination aus akademischem Programm und Standort.

Meine Entscheidung für ein Universitätsstudium der VWL war eine bewusste Wahl. Die valide Alternative an eine stärker-Arbeitsmarkt-orientierte Wirtschaftshochschule zu gehen, erschien mir zu schablonenartig. Ich hatte wenig Lust auf Kommilitonen, die gleich denken und seit der Erstsemesterwoche in ähnliche Berufe streben.

 

Was ist Ihnen aus Ihrer Zeit an der Fakultät besonders in Erinnerung geblieben?

Lange Diskussionen in der Mensa, Nachmittage im Sturacafé und die Hitze im Lernraum. Viele neue Ideen, Konzepte, Annahmen und sicherlich der gelegentliche Zweifel an der VWL im Vergleich zu wirtschaftlicher Realität.

Und ganz bestimmt auch die ausschweifenden Partys im Fakultätsgebäude…

 

Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Kommilitonen?

Ja! Einige meiner besten Freunde in Berlin waren mit mir im Econ Boot Camp und dann auch wieder in meiner ersten Vorlesung. Nach sieben Jahren Freundschaft hält das wohl für den Rest des Lebens. Generell finde ich, dass keine andere Zeit solche engen Freundschaften entstehen lässt, wie ein gemeinsames Studium.

 

Welche beruflichen Ziele hatten Sie während Ihres Studiums?

Auch nach einigen Jahren im Berufsleben, bin ich immer noch von dem teilweise „trockenen“ Universitätsstudium der VWL überzeugt. Insbesondere weil es eben nicht direkt zu einem definierten „Job“ führt, sondern das generelle Denken in mathematischen Modellen fördert. Nach meinem Verständnis: die beste Übersetzung des Humboldt’schen Bildungsideals.

Nach einigen Praktika im Bachelor wurde mir klar, dass ich gerne einen Beruf ausüben würde, der von wenig Monotonie gezeichnet ist und sich mit der aktiven Lösung von Problemen beschäftigt. Die Strategieberatung schien genau das zu bieten – gepaart mit einer Generalistenrolle die keine Türen schließt, sondern eher viele neue Möglichkeiten öffnet.

 

Wie kam es zu Ihrem jetzigen Beruf?

Momentaner Beruf: Wieder Student. Aber von vorne…

Nach einem Praktikum zwischen Studienende und Bachelorarbeit bei der Boston Consulting Group (BCG), entschied ich mich, meinen Plan im Wintersemester ein Masterstudium in Wirtschaftsgeschichte zu beginnen, erstmal auf Eis zu legen. Während meines Auslandsjahres an der UC Berkeley hatte ich einige MBA Kurse an der dortigen Business School besucht und Gefallen an den Diskussionen und den Kommilitonen gefunden.

Nach einem kurzen Abstecher bei Rocket Internet, bin ich ein halbes Jahr nach meinem Bachelor bei BCG als Junior Associate eingestiegen. Über drei Jahre habe ich hier so viel gelernt, wie nie zuvor in meinem Leben, jedes erdenkliche Unternehmen gesehen – eine fantastische Zeit. Im Herbst 2020 begann dann mein zweijähriges MBA Studium an der Harvard Business School in Boston.

 

Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Ich heute geben?

Mit Alumni in Kontakt treten, den Ort nutzen, an dem man ist und so viel wie möglich auf dem eigenen akademischen und beruflichen Weg ausprobieren.

Das neue Mentoring Programm versucht genau diese richtungsweisenden Verbindungen herzustellen. Ich habe vielleicht ein bisschen zu spät verstanden, wie sehr Gespräche mit Alumni die Zukunft in die Gegenwart holen können und was Vorbilder für das eigene Selbstvertrauen bedeuten können.

Berlin ist der ideale Ort, um in die Politik und Startupszene einzutauchen. In welcher anderen Stadt hat man jeden Abend die Möglichkeit zu Veranstaltungen zu gehen, die inspirieren und die aufregende Welt da draußen in die eigene Stadt zu bringen?

Und ein letzter Gedanke: Meiner Meinung nach sollte ein guter Ökonom nicht nur beschreiben, wie die Dinge sind, sondern sich auch Gedanken machen, wie sie sein könnten. Deshalb Economist lesen und kritisch darüber nachdenken, was in der (Wirtschafts-)Politik diskutiert wird.